Mir macht das Unterrichten mit allen Schülerinnen und Schülern unglaublich viel Freude. Ich habe endlich meine Berufung gefunden. Die Schülerinnen und Schüler sind wirklich toll und bereiten mir keine Probleme. Das eigentliche Problem liegt für mich im Schulsystem selbst. Meiner Meinung nach sollte es dringend reformiert werden. Solange das jedoch nicht geschieht, müssen wir weiterhin unser Bestes geben. Und mit „unser Bestes geben“ meine ich, dass es uns Lehrerinnen und Lehrern gemeinsam gelingt, einen positiven Einfluss zu haben. Es ist ein schönes Gefühl, wenn etwas gelingt, so wie ein perfekt gebackener Kuchen.
Ich bin kein „Vollerfüller“ und habe auch kein pädagogisches Studium absolviert. Aber als Handwerksmeister und Ausbilder habe ich das Handwerk von der Pike auf gelernt, sowohl theoretisch als auch praktisch.
Bei meinen Auszubildenden habe ich immer geschaut, welches Potenzial in ihnen steckt, anstatt ihnen einfach Wissen einzutrichtern. Ich habe ihre Interessen wahrgenommen, nicht nur das, was ich ihnen beibringen wollte. Mein Ziel war es nie, sie für meine Zwecke auszunutzen, sondern sie bis zur Gesellenprüfung zu begleiten. Heute bin ich stolz zu sehen, dass viele meiner ehemaligen Auszubildenden nach ihrer handwerklichen Ausbildung ein Ingenieurstudium erfolgreich abgeschlossen haben. Der Unterschied besteht darin, ob man Schüler für den Unterricht benutzt oder ob man eine Beziehung aufbaut, die ihnen hilft, ihr Potenzial zu entfalten. Es wäre großartig, wenn wir Rahmenbedingungen schaffen könnten, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, ihre Potenziale voll auszuschöpfen.
Während meiner eigenen Ausbildung zum Metallbauer habe ich hautnah erlebt, wie ich systematisch darauf trainiert wurde, nur im Sinne des Profits zu funktionieren.
Leider gibt es immer noch Gelehrte, die sich nur eine einzige Vorstellung davon machen, wie es sein sollte, als gäbe es keine anderen Ideen.
Meine Idee ist es, dass der Unterricht für die Auszubildenden verständlich, gestaltbar und sinnvoll sein muss. Es muss für sie bedeutungsvoll sein, etwas zu verstehen, zu gestalten und einen Sinn darin zu erkennen. Im Unterricht habe ich Schülerinnen und Schüler erlebt, die es kaum schaffen, ruhig auf ihrem Platz zu sitzen. Diese Schülerinnen und Schüler bekommen körperliche Symptome, sie spüren mit ihrem ganzen Körper, dass es für sie wichtig ist. Diese emotionalen Reaktionen sind entscheidend, um die Bedeutsamkeit des Lernens zu erkennen. Die Auszubildenden müssen etwas erleben, bei dem sie merken, dass sie etwas gut hinbekommen. Dieser Zustand wird als Begeisterung bezeichnet. Wer begeistert ist, lernt viel schneller.
Wenn wir eine Schule hätten, in der wir uns gegenseitig unterstützen anstatt uns gegenseitig zu demotivieren, könnten die Schülerinnen und Schüler die Freude am Entdecken, an der eigenen Weiterentwicklung und an der Entfaltung ihres Potenzials finden.
In der Schule sammeln die Schülerinnen und Schüler Erfahrungen. Um wirklich eine Erfahrung zu machen, muss sie unter die Haut gehen. Dabei machen die Schülerinnen und Schüler sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen. Aus all diesen Erfahrungen entwickelt sich eine innere Einstellung, eine Haltung oder eine feste Überzeugung. Es gibt positive Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen, aber auch negative. Eine Einstellung von Entdeckungsfreude, Achtsamkeit und Behutsamkeit ist förderlich, während Rücksichtslosigkeit und Unzuverlässigkeit es nicht sind. Diese Einstellungen und Haltungen beeinflussen unser Verhalten, unsere Gedanken, unsere Prioritäten, worauf wir uns einlassen und wofür wir uns begeistern.
Wenn es uns gelingt, den Schülerinnen und Schülern dabei zu helfen, ihr Potenzial zu entfalten, reicht es nicht aus, nur ihr Verhalten zu ändern.
In unserer Schule vermisse ich bei den Lehrerinnen und Lehrern sowie bei unseren Schülerinnen und Schülern die Leidenschaft, die Begeisterung, die Freude am Entdecken und die Lust, etwas zu gestalten.